Bützower Zeitung - Freitag, 07.05.2010
 

Mit König und Dame um den Sieg

Neubrandenburgerinnen sind bei den deutschen Schülermeisterschaften der Mädchen im Schach in Karlsruhe dabei



Heute wird es für Antonia, Anja, Danielle, Lea und Sabrina ernst: Die fünf Mädchen aus der Neubrandenburger „Stella“-Schule vertreten Mecklenburg-Vorpommern bei den deutschen Schülermeisterschaften der Mädchen im Schach. Gestern sind sie bereits von Berlin aus nach Stuttgart geflogen. Von dort aus ging es dann weiter nach Karlsruhe, wo die Neubrandenburgerinnen abends in gemütlicher Runde schon einen Teil ihrer Konkurrenz kennenlernten. Heute um 9.30 Uhr sitzen sie dann den ersten Gegnerinnen an den Schachbrettern gegenüber. Am Sonntagmittag, wenn sieben Runden gespielt sind, wird feststehen, wer die deutschen Schulschachmeisterinnen 2010 sind.

Gegen die Konkurrenz aus ganz Deutschland zu bestehen, wird alles andere als leicht. Das ist den Neubrandenburger Mädchen klar. Denn zum Turnier zugelassen sind Spielerinnen der Jahrgänge 1989 und jünger. Die „Stella“-Schülerinnen, die in die 4., 5. oder 6. Klasse gehen, müssen also auch gegen Gymnasiastinnen antreten, die 18, 19 oder sogar schon 20 Jahre alt sind.

Angst haben Antonia, Anja, Danielle, Lea und Sabrina aber keine. Denn auch als sie Anfang April in Rostock Landesmeisterinnen wurden, gab es jede Menge starker Gegner. Einige kommen sogar aus ihrer eigenen Schule: Die Jungsmannschaft gewann in Rostock eine Silbermedaille. Emil, Paul, Nicola und Constantin drücken ihren Mitschülerinnen jetzt ganz besonders die Daumen. Emil glaubt, dass sie auch in Karlsruhe sehr gut abschneiden werden, denn anders als bei den Landesmeisterschaften „sind da ja nur Mädchen am Start“. Die Jungs meinen das nicht abwertend: Es ist Fakt, dass in Deutschland zwar ein Drittel aller Männer die Regeln des Schachspiels – mehr oder weniger – beherrscht, dass aber nur eine von acht Frauen zumindest gelegentlich Schach spielt. Auch die Neubrandenburger Schach-Mädchen erzählen viel von ihren Vätern, gegen die sie spielen und immer öfter auch gewinnen. Die wenigen Mütter dagegen, die das Spiel beherrschen, scheinen dagegen keine echten Gegnerinnen zu sein.

Dabei sind ihre Töchter der beste Beweis, dass auch Mädchen und Frauen es im Schach weit bringen können – mit Fleiß und Ausdauer. Lea zum Beispiel, die heute in die 6. Klasse geht, spielt seit ihrer Einschulung Schach. „Damals war das an unserer Schule Pflicht“, erzählt sie. Die jüngeren Spielerinnen dagegen konnten sich aussuchen, ob sie beim Schach mitmachen wollten. Für Danielle und Sabrina war das klar. Sie hatten erste Schachzüge schon im Kindergarten gelernt.

Aber was ist das Besondere am Schachspiel? Was macht daran solchen Spaß? Sabrina gefällt es, dass man dabei weit vorausdenken muss. Auch Paul hat es in erster Linie das taktische Denken angetan. „Schach ist einfach anspruchsvoller als Mensch ärgere dich nicht“, sagt er. Emil findet es gut, dass er oft gewinnt. Und Antonia hat sich unter anderem für Schach entschieden, „weil man Kopf und Hände anstrengen muss und nicht die Beine“.

Dabei gilt aber auch für das Schachspiel: Ohne Fleiß kein Preis. Nicht nur in den Stunden mit Trainer Walter Zibell wird eifrig geübt. Die Kinder aus der Schach-Meisterklasse üben auch regelmäßig zu Hause – die Mädchen in den letzten Wochen sogar jeden Tag. Wer eine hat, darf dazu auch seine Spielekonsole benutzen. Ansonsten wird klassisch am Brett gespielt – oder es werden Schachaufgaben auf dem Papier gelöst. Denn Schach ist eben mehr als ein Glücksspiel: Allein 20 verschiedene Eröffnungen gibt es, erzählen die Neubrandenburger Schüler. Bereits nach zwei Zügen können 72 084 verschiedene Stellungen entstehen. Die Zahl der möglichen Spielverläufe ist noch einmal um ein Vielfaches größer…
Karin Koslik

Neubrandenburgerinnen sind bei den deutschen Schülermeisterschaften der Mädchen im Schach in Karlsruhe dabei.
Neubrandenburgerinnen sind bei den deutschen Schülermeisterschaften der Mädchen im Schach in Karlsruhe dabei.

  © Schweriner Volkszeitung online/Impressum, 1995-2010